Back to Recordings Reviews PIANO Höreindruck
Kaikhosru Sorabji
Hans-Dieter Grünefeld Die Menge der Noten (11.000 Seiten) steht in krassem Missverhältnis zum Bekanntheitsgrad des Komponisten Kaikhosru Sorabji (1892-1988). Zu erklären damit, dass der Exzentriker die meisten Werke, insbesondere für Klavier, unter Verschluss hielt. Nur ihm genehme Pianisten erhielten die Erlaubnis für öffentliche Auffuhrungen. Deshalb sind die von Michael Habermann ausgewählten Titel bis auf eine Ausnahme CD-Weltpremieren. Der Stil von Kaikhosru Sorabji ist wuchernd wie sein Arbeitspensum. In Transkriptionen hat er seine Fantasie ausschweifen lassen, so dass die ,,Rhapsodie espagnole" von Maurice Ravel zu einer extremen Potenzierung des Originals geworden ist. Urn die trägen Ostinati des Prélude rankt sich in wechselndem Wachstumstempo enormes Tonefeu, und die Feria ist wie ein Tanz auf dem Virtuoso-Vulkan. Die kleine Melodie der Barcarolle aus „Hoffmann Erzählungen" von Jacques Offenbach lugt in den ,,Passegiatta Veneziana" immer wieder hervor: in den schwebenden Regenbogenfarben aller Register der Introduktion, in der frech hüpfenden Tarantella and in der friedlichen Ripresa. Das Finale der ,,Sonate Nr. 2" von Frederik Chopin wird zu einer fast jazzigen Staccato-Hetzjagd verformt und dessen ,,Minutenwalzer" als Pasticcio capriccioso in Nanowerten aufgerippelt. Auch die „Chromatische Fantasie and Fuge" von J. S. Bach hat Sorabji mit Ornamenten geschmückt, doch den Cembaloklang in der Fuge durch raffinierte Anschlagtechniken des Klaviers nach-empfunden. Eine geniale „Übersetzung" dieses Werkes in die Gegenwart. Die Schwierigkeiten der Interpretation sind immens. Kaikhosru Sorabji baute eben gern Klavierlabyrinthe, and Michael Habermann hat den Ariadnefaden, um sich darin nicht zu verirren. Copyright ©2003 by Hans-Dieter Grünefeld, all rights reserved. Reprinted by permission |